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What is a gloss?

In addition to the actual main text, medieval manuscripts usually contain comments and annotations called glosses. Sometimes they are even more extensive than the actual text that they comment on. However, glosses can also consist of just a single word that translates the corresponding term in the text, for example.

Far from being the product of a spontaneous idea on the part of the scribe, such glosses are, rather, an integral part of the production of a medieval manuscript. The writers deliberately left space between the lines of the main text so that it could be interpreted or explained by glosses. Especially with biblical texts, but also with treatises from the field of law, such explanatory notes could be useful and significantly increase the understanding of the reader.

The glossing of texts in the Western Middle Ages, also in the German-speaking area, was principally in Latin. Glosses in the respective vernacular made up only a very small part. However, medieval texts were not translated either, but read and explained in the original language, i.e. usually Latin, for teaching purposes.

Glossierung - optische Unterscheidung

Damit die Glossierung als solche wahrgenommen werde konnte, wurden sie vom Haupttext optisch unterschieden. Es haben sich dabei verschiedene Formen der Glossierung herausgebildet. Eine übliche Form, den Haupttext und die Kommentierungen zu arrangieren, stellt die Kontextglosse dar. Bei dieser Form wird die Kommentierung direkt in den Haupttext eingebunden. Sie setzt sich lediglich durch eine andere Farbe, Größe oder Schriftart davon ab.

Finden sich die Glossierungen zwischen den Zeilen des Haupttextes, spricht man von einer Interlinearglosse. Solche Glossierungen dienten häufig der Übersetzung des Textes.

Der Schreiber konnte die Glossierung jedoch auch in den Raum zwischen Haupttext und Seitenrand einfügen. Man nennt diese Art der Glosse auch Marginalglosse. Der Haupttext bleibt dabei deutlich im Mittelpunkt der Handschriftenseite. Der ursprüngliche Text konnte jedoch auch von den Glossierungen eingeschlossen werden, entweder von zwei oder drei Seiten in Form einer Klammerglosse oder sogar von allen Seiten. Diese Art der Glossierung heißt auch Schachtelglosse.

Neben diesen etablierten Formen der Glossierung, die sich in zahlreichen Handschriften wiederfinden, gibt es auch besondere Arte, mit denen der Leser den Text kommentieren bzw. versehen konnte. So findet sich in manchen Texten die sogenannte Griffelglosse, bei der der Leser keine Tinte verwendete, sondern seinen Kommentar mithilfe eines Griffels aus Metall in das Pergament eindrückte.

Vorsicht ist auch geboten bei Handschriftenzeilen, die vom Schreiber im Nachhinein ausgebessert wurden – sei es, um Fehler zu korrigieren oder um vergessene Wörter oder gar ganze Zeilen in den Text einzufügen. Mittelalterliche Handschriften sind ja oft das Resultat der Abschrift einer Vorlage; dabei konnte es schon einmal vorkommen, dass bei der Übertragung Teile schlichtweg vergessen bzw. übersehen wurden. Da das Schreibmaterial Pergament teuer war, wurden fehlerhafte Handschriftenseiten nicht weggeworfen, sondern ausgebessert. Solche Emendationen ähneln optisch den Glossierungen, da der Schreiber gezwungen war, diese nachträglichen Einfügungen neben das eigentliche Schriftbild zu setzen (man spricht in solchen Fällen auch vom „Überlauf“).