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Was sind Miniaturen?

Als Miniaturen wurden ursprünglich Kapitelüberschriften und Initialen in Handschriften bezeichnet, die mit einem roten Farbton ausgeführt worden sind. Der Begriff soll sich von dem lateinischen Wort minium herleiten, mit dem ein aus geriebenem Zinnober gewonnene Rot benannt worden ist. Im deutschsprachigen Raum hat sich während des Mittelalters der Begriff Menninge eingebürgert. Minium ist chemisch betrachtet ein Bleioxid und aufgrund seiner intensiven Farbe seit der Antike als Rotpigment verwendet. Heutzutage wird es wegen seiner Giftigkeit nicht mehr genutzt.

Die Handschriften wurden zum Zwecke der Rotfärbung von einem Miniator bearbeitet, der die oben genannten Elemente gesondert gestaltete. Oftmals wurde dieser Arbeitsschritt von einem Rubrikator übernommen, dessen Aufgabe es auch war, neben der Einführung von roten Textelementen in die Handschrift auch die Korrektur von Fehlern war.

Miniaturen im Laufe der Zeit

Im Laufe der Zeit wurde der Begriff der Miniatur auf den gesamten Schmuck einer mittelalterlichen Handschrift ausgeweitet, da auch der Bildschmuck zunahm. Die lateinischen Texte wurden mit vielfältigem Bildschmuck versehen, um ihr Verständnis zu erhöhen und zugleich die Wunderwerke Gottes und Christi anschaulicher zu machen. Die mittelalterlichen Maler wollten durch ihre Werke aber auch ihre Frömmigkeit und Religiosität zum Ausdruck bringen.

Während im Frühmittelalter die bildlichen Darstellungen oft auf die symbolische Darstellung von Figuren mit teilweise überzeichneter Gestik begrenzt war, stellt die hochmittelalterliche Buchmalerei den Höhepunkt der Miniaturmalerei dar: neben die nun realistische Darstellung von Figuren treten Landschaftsbilder, prachtvolle Schmuckelemente und Ornamente.

Auch die Auftragslage erfuhr eine Änderung: Waren zunächst kirchlichen Kreise für die Entwicklung und die Produktion der Buchmalerei verantwortlich, werden ab dem 13. Jahrhundert Laienwerkstätten zu den zentralen Produktionsstätten der Miniaturen. Weltliche Herrscher gaben mehr und mehr Handschriften in Auftrag. Solche Arbeiten enthielten nun oft eigene Widmungsblätter, auf denen das fertige Werk dem Fürsten oder einer Fürstin vom Künstler selbst übergeben wird. Bis ins 15. Jahrhundert entwickelt sich die Kunstform der Buchmaleier zu ihrer vollsten Blüte: Neben Deckfarben wurden nach und nach auch goldene und silberne Elemente verwendet.

Mit Hilfe der neuen Bildsprache konnten neben den lateinischen Texten auch volkssprachliche Texte aus der mündlichen Überlieferung in eine schriftliche Form gebracht werden. Dieser Schritt hat noch vor der Erfindung des Buchdrucks maßgeblich zur Fixierung und Verbreitung solcher Schriften beigetragen.
Erst seit dem 16. Jahrhundert versteht man unter eine Miniatur allgemein ein kleines Bild. Der Grund für die bis heute gültige Bedeutungsverschiebung liegt darin, dass die Buchmaler nach der Einführung des Buchdrucks ihre Bilder als Einzelblätter vertreiben mussten oder diese nun zur Zierde kleinerer Gebrauchsgegenstände dienten. Da diese Arbeiten oft kleinformatig waren, übertrug den Begriff der Miniatur bis heute auf Darstellungen dieser Art.